Wie soll man so viele Erlebnisse aus fünf Wochen auf eine verträgliche Menge reduzieren? Ich hoffe, es macht Euch Spaß so ein wenig über meine Indieneindrücke zu lesen und Ihr haltet meine langen Monologe aus. Wen Indien nicht so sehr interessiert, es wird auch immer wieder einige Strickeinträge geben, denn so langsam kommt die Lust auf die Nadeln wieder.
Wenn man Indien hört, denkt man sofort an prächtige Maharajapaläste und Slums, an Gurus und Sadhus, Schlangenbeschwörer, heilige Kühe und bunte Saris. All das und noch viel mehr haben wir gesehen.
Eine Reise nach Indien führt einen in eine Welt extremer Kontraste, Rätsel und Widersprüche - Indien zieht einen einfach in seinen Bann. Es ist aufregend, choatisch, manchmal schwer zu verstehen, aber immer spannend. Die Gegensätze haben unsere Reise begleitet, manchmal waren sie für mich kaum aushalten.
Hier nur einige Beispiele:
Der prunkvolle Maharaja-Palast von Samode, heute eines der teuersten Touristenhotels, steht mitten in einem ganz ärmlichen Dorf.
Junge, akademisch gebildete Inder, die trotzdem von ihren Eltern eine Ehefrau für sich suchen lassen.
Reiche (dicke) Inder, die sich von vier dünnen ausgemergelten jungen Männern auf einen heiligen Berg (Palitana) hochtragen lassen.
Millionen von heiligen Kühen, die gehuldigt und verehrt werden und alles vollsch...en.
Man spaziert durch die Vergangenheit und bewegt sich gleichzeitig in der modernsten Moderne.
Da Indien das Geburtsland großer Weltreligionen ist und eine interessante wie wechselvolle Geschichte aufzuweisen hat war unsere Reise entsprechend kulturlastig. Nix mit Ayurveda, Ashrams, Yoga und Goa. Für meinen Mann war es schon seine 4. Indienreise, für mich meine erste.
Begonnen hat unsere Tour in Bombay - heute Mumbai - und ich hatte am ersten Abend einen richtigen Kulturschock. Die Lautstärke der ständigen Huperei, der Gestank der Abgase, der chaotische Verkehr, die Bettler, die an unser Autofenster klopften, wenn wir irgendwo standen - das alles hat mich nach dem Flug so richtig fertig gemacht.
Aber am nächsten Tag hatte ich mich doch einigermaßen gefangen.
Das war unser Besichtigungsprogramm in Bombay:
Dhobi Ghat (traditioneller Waschplatz), Victoria Terminus (der berühmtesete Bahnhof der Stadt), Prince of Wales Museum, Gateway to India, Mani Bhawan (Mahathma Gandhi Museum), Hindutempel im "Alt-Bombay" mit großem Teich, Hanging Gardens, Türme des Schweigens, Jain Tempel, Crowford Market, alte Kolonialarchitektur (Universität, Kirchen, usw.), Nehru Center mit großer Ausstellung, .....
Drei Besuche möchte ich herausgreifen:
Unter unglaublichen Bedingungen wird hier, in den Dhobi Ghats, die Wäsche der Stadt von Privatpersonen, Hotels, Krankenhäusern gewaschen und anschließend mit einem Kohlebügeleisen gebügelt. Ich frage mich wie das organisiert ist, dass auch tatsächlich die richtige Wäsche wieder zurückkommt, besonders wenn man die gigantischen Wäscheberge so sieht. An Mahatma Gandhi der großen Seele Indiens geht kein Weg vorbei. Ein Haus, das ihm in Bombay von einem Juwelier zum Leben zur Verfügung gestellt wurde, ist heute ein kleines Museum. Da kann man seine Wohnräume, viele Spinnräder und Szenen aus seinem Leben sehen. Was ich nicht wußte oder auch wieder vergessen hatte, dass das Spinnrad das Symbol des Widerstandes war. Die Inder sollten sich ihre Kleider aus ihrer eigenen Baumwolle selber weben und nicht die in England hergestellten Kleidungsstücke tragen.
Und Gandhi hat 1939 einen Brief an Hitler geschrieben, den er mit "Dear friend,...." anredet, dann aber an ihn appelliert diesen falsch eingeschlagenen Weg zu verlassen. Er hat auf seinen Brief nie eine Antwort bekommen.
Nur von weitem haben wir die Türme des Schweigens, die Begräbnisstätte der Parsen gesehen. Sie liegen in einem größeren bewaldeten Gebiet inmitten der Millionenstadt Bombay und man erkennt sie vor allem daran, dass über ihnen Geier und anderen Raubvögel kreisen. Auch heute noch werden die Leichen der Zoroastrier oder Parsen auf diese Türme gebracht und von den Vögeln abgefressen. Da aber durch die Vogelgrippe 97% der Geier verendet sind überlegt man jetzt Geier aus dem Himalaya zu importieren. Normalerweise darf man überhaupt nicht auf das Gelände der Parsen, aber weil unser Bombay Reiseleiter Parse war, durften wir wenigstens mit dem Auto reinfahren und die Gebetshallen sehen.
Was einen in Indien immer wieder kurz vor einen Herzinfakt treibt, zumindest einige kurzzeitige Atemstillstände verursacht, ist die indische Fahrweise. Dazu mal mehr in einem anderen Beitrag. Wer Lust hat kann zur Einstimmung sich mal diese oder auch noch andere kleinen Videosequenzen ansehen, die so im Internet zu finden sind. Indian Driving und Cow crossing street
Freitag, 14. Dezember 2007
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