Sonntag, 6. Januar 2008

Indien 3

Jetzt ist der Urlaub tatsächlich schon vier Wochen her. Durch die Feiertage und andere Aktivitäten hatte ich kaum Zeit und auch nicht so viel Lust diese langen Einträge und die Fotos vorzubereiten. Jetzt sind Lust und Energie wieder da und es geht weiter mit meinem Indienreisebericht.
Unter den folgenden Links sind die anderen Beiträge und Fotos von Indien und Indien 1 und Indien 2 zu finden.
Nach Palitana war Ahmedabad unser nächstes Ziel. Ahmedabad ist die Hauptstadt von Gujarat und liegt nicht auf der gängigen Touristenroute. Sie hat uns aber gereizt, weil man in Ahmedabad noch eine unsprüngliche, von Touristengeschäften verschonte und pittoreske Altstadt und einige architektonisch sowie kunsthistorisch sehenswerte Moscheen besichtigen kann. Außerdem den Gandhi Ashram und in der Umgebung, in Patan, einen sehr seltenen Stufenbrunnen sowie einen sehr schönen Surya Tempel in Modhera.
In der Altstadt waren wir einen halben Tag unterwegs und die Einblicke in die indische Lebensweise waren einfach toll. Ebenfalls sehr eindrucksvoll war der Besuch im Tempel einer Hindusekte. Mein Mann wurde dem 17. Nachfolger des Sektengründers während seiner Audienz vorgestellt. Ich war in dieser Zeit in den Räumlichkeiten, die den Frauen vorbehalten sind.


Als nächstes ging es nach Udaipur, das 1983 sehr bekannt wurde, nachdem rund um den Picola See der James Bond Film Octopussy gedreht wurde.


Hier sind wir vier Tage geblieben, weil es in Udaipur selbst und auch in der weiteren Umgebung einiges anzuschauen gab, z.B. Mount Abu und Ranakpur mit unzähligen Jain-Tempeln und Fort Kumbalgarh.

Bei der Ankunft in Udaipur hatten wir auf der Suche nach unserem Hotel einige Erlebnisse der besonderen Art. Ich sage nur ...Fahrt durch die Altstadt mit einem den Gegebenheiten nicht angepassten Fahrzeug.
Diese Gassen sind ja schon für ein Auto zu schmal, aber wenn sich zwei SUVs begegnen ist es am besten man schaut und hört überhaupt nicht mehr hin - machen kann man ohnehin nichts, sondern sich nur noch in sein Schiksal ergeben.
Da kein Inder in einem Fahrzeug auch nur ein Stückchen zurückweicht, sondern alle nur nach vorne drägen, sieht und hört man im Geiste schon Metall auf Metall knirschen. Außerdem quetschen sich noch Mopedfahrer, dreirädrige Mopedrikschas, Fussgänger, für die eigentlich sowieso gar kein Platz mehr vorhanden ist vorbei sobald irgendwo auch nur eine kleinste Lücke entsteht. Aber das Fahrkönnen unseres Fahrer war unglaublich und es gab tatsächlich noch nicht mal einen Kratzer wenn die Autos sich, ich würde sagen, im Millimeterbereich aneinander vorbeischoben.
Ein weiterer Schock war ein unbeschreiblicher Gestank von einem verwesenden Tier (war am nächsten Tag aber wieder weg) und die unendlichen Massen an Touristengeschäften. Das müssen mehrere hundert sein.
Aber unser Hotel war klasse und wir haben die Zeit an diesem malerischen Ort sehr genossen.

Noch einige allgemeine Bemerkungen zur Verkehrssituation aus Sicht eines Touristen-Fussgängers in Indien:
In Udaipur war es relatv einfach. Wenn ein anhaltendes Gehupe hinter einem ertönte und man sich auch noch in einer Engstelle der Strasse befand, konnte man sich mit einem beherzten Sprung auf die Vortreppen eines Hauses retten. Nach rechts und links der Strasse zu gehen oder vor Schreck zu springen konnte man nur mit Vorsicht tun. Man musste aufpassen nicht an eine Hauswand gequetscht zu werden oder in einen der offenen Abwaesserkanäle zu treten.
In der Grossstadt sah es schon ein wenig anders aus, da war es manchmal fast lebensgefährlich.
Der sicherste Weg eine mehrspurige Strasse zu überqueren war sich an eine heilige Kuh zu hängen, wenn die sich anschickte über die Strasse zu gehen. Man konnte dabei nur hoffen, dass ihr Ziel auch die andere Straßenseite war. Auf jeden Fall war man geschützt, weil für die Kuh bremsen alle.
Auch eine sichere Variante war es mit unserem Reiseführer unterwegs zu sein. Der brachte per Handzeichen die Autos und andere Verkehrsteilnehmer wenigstens dazu ihr Tempo etwas zu drosseln bzw. zum kurzen Anhalten. Man musste aber damit rechnen, dass ein sehr lautes Hupkonzert die Trommelfelle zum Vibrieren brachte.
Auch zu empfehlen war es, dann die Strassenseite zu wechseln, wenn Inder dies taten. Da blieb man am besten in ihrer Nähe und versuchte es ihnen nachzumachen im sicheren geschmeidigen und zügigen Gang, ohne nach rechts und links guckend, hinüberzugehen.
Die gefährlichste Variante war - man versuchte es ganz alleine und selbständig.
Hoffnungsvoll wartete man auf eine kleine Verkehrslücke, nutzt sie schnell und sprintete los.
Oder man wagte es sich in den Verkehr der Strasse zu stürzen und lief hakenschlagend, plötzlich abstoppend und wieder loslaufend, hektisch nach rechts und links guckend rüber und kam hoffentlich unbeschadet an. Wir haben es zum Glück jedes Mal geschafft, wenn auch mit viel Herzklopfen.
Hier ist eine kleine Videoeinspielung, wie jemand unter Einsatz seines Lebens eine Strassenüberquerung in Indien gefilmt hat.